Chronik
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Werkeinführung Herbstkonzerte 2001

I.Introitus: Requiem: Adagio
II.Kyrie: Allegro
III.Sequenz

  1. Dies irae: Allegro assai
  2. Tuba mirum: Andante
  3. Rex tremendae
  4. Recordare
  5. Confutatis: Andante
  6. Lacrimosa

IV.Offertorium

  1. Domine Jesu
  2. Hostias

I.Sanctus
II.Benedictus
III.Agnus Dei
IV.Communio: Lux aeterna

1787 schreibt Mozart in einem Brief an seinen kranken Vater: "Da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unsers Lebens ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes! Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück gegönnt hat mir die Gelegenheit zu verschaffen, ihn als Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen. Ich lege mich nie zu Bette ohne zu bedenken, dass ich vielleicht, so jung als ich bin, den andern Tag nicht mehr seyn werde."

Diese Worte verdeutlichen, wie sehr sich Mozart mit dem Tod auseinander setzte, und das unbewusst oder bewusst, besonders in seinem letzten Werk – dem Requiem. Eine Auseinandersetzung die bereits mit dem"Todesquartett" aus der Oper"Idomeneo", zehn Jahre vor seinem Tod begonnen hat.

Als Mozart am 5. Dezember 1791 stirbt, hinterließ er seiner Witwe in erster Linie einen Berg an Schulden. Constanze übergab somit aus rein praktischen Gründen das unvollständig gebliebene Requiem dem Mozart Schüler Franz Xaver Süßmayr zur Fertigstellung und verkaufte es u.a. an den geheimnisumwobenen Auftraggeber, den Grafen Walsegg.

Anton Herzog, Kreis- und Hauptschuldirektor und Chorregent in Wiener Neustadt beschreibt die Musizierfreuden seines Zeitgenossen Walsegg in seiner"Wahren und ausführlichen Geschichte des Requiem von W. A. Mozart. Vom Entstehen desselben im Jahre 1791 bis zur gegenwärtigen Zeit 1839" folgendermaßen:"Herr Franz Graf von Walsegg lebte seit seiner Verehelichung mit Anna, geborenen Edlen von Flammberg, auf seinem Schloße zu Stuppach, als ein zärtlicher Gatte und wahrer Vater seiner Unterthanen. Er war ein leidenschaftlicher Liebhaber der Musik und des Theaters; daher wurden alle Wochen, am Dienstage und Donnerstage, jedes Mal durch volle drey Stunden, pünktlich, Quartetten gespielt und ich spielte dabei gewöhnlich die zweyte Violine oder die Viola. Daß uns der Herr Graf bey dem Requiem, wie bey den Quartetten mystifizieren wollte, war uns allen eine bekannte Sache; indem er es in unserer Gegenwart als seine Composition ausgab, wozu er aber immer lächelte."

Soweit die Beschreibung eines musikalischen Hochstaplers, der das Werk Mozarts als sein eigenes ausgab. Mozarts Requiem ist somit Zeit seiner Entstehung Gegenstand heftiger Diskussionen renommierter Wissenschaftler, wie ausführender Musiker.

1798 veröffentlichte Franz Xaver Niemetschek eine Mozart-Biographie. Auch dort findet man einige Hinweise auf die Entstehung des Requiems:"Es wurde ihm ein Brief ohne Unterschrift von einem unbekannten Bothen übergeben, der nebst mehreren schmeichelhaften Äusserungen die Anfrage enthielt, ob Mozart eine Seelenmesse zu schreiben übernehmen wollte? Um welchen Preis und binnen welcher Zeit er sie liefern könnte? Mozart der ohne Mitwissen seiner Gattin nicht den geringsten Schritt zu thun pflegte, erzählte ihr den sonderbaren Auftrag, und äußerte zugleich sein Verlangen sich in dieser Gattung auch einmal zu versuchen, um so mehr, da der höhere pathetische Stil der Kirchenmusik immer sehr nach seinem Genie war. Sie rieth ihm den Auftrag anzunehmen. Er schrieb also dem unbekannten Besteller zurück, er würde das Requiem für eine gewisse Belohnung verfertigen; die Zeit der Vollendung könne er nicht genau bestimmen. Mittlerweile bekam Mozart den ehrenvollen und vortheilhaften Antrag für die Prager Krönung des Kaisers Leopold die Oper Titus zu schreiben. Nach Prag zu gehen, für seine lieben Böhmen zu schreiben, hatte für ihn zu viel Reiz, als dass er es hätte ausschlagen können!"

Mozart fand also aufgrund seines Engagements in Prag und der Arbeit an der Zauberflöte nicht die nötige Zeit, um die Arbeit an der Totenmesse überhaupt erst zu beginnen, beziehungsweise sein letztes Werk zu vollenden. Drei seiner Schüler waren es, die das Requiem schließlich vervollständigten: Franz Jakob Freystädtler, ein aus Salzburg stammender Freund der Familie, Franz Xaver Süßmayr und Joseph Eybler, den Mozart sehr geschätzt hat.

So ungeklärt nach wie vor die Enstehungsgeschichte und Authentizität der einzelnen Teile ist, so klar und nachhaltig ist die Musik selbst. Treffende Gedanken und Eindrücke findet nicht zu letzt Nikolaus Harnoncourt. Er schreibt in seinem Aufsatz "Mozarts Requiem, sein einziges Werk mit autobiographischem Bezug":"Das gesamte Werk wirkt auf mich wie eine zutiefst persönliche Auseinandersetzung; erschreckend und erschütternd bei einem Komponisten, der normalerweise sein persönliches Leben und Erleben geradezu auffallend von seiner Kunst trennte. Das instrumentale Vorspiel ist eine Totenklage, zu der die tiefen und hohen Streicher abwechselnd gleichsam schluchzende Figuren spielen, die in Mozarts Musik das Weinen darstellen. Diese ruhige Trauer wird aufgerissen durch die Forteschläge der Posaunen, Trompeten und Pauken im siebenten Takt: Der Tod ist nicht nur ein milder Freund, sondern der Schritt zum gefürchteten Gericht. Hier empfinde ich zum erstenmal, vielleicht wie Mozart selbst, wie der offizielle liturgische Text zu persönlichster aufwühlender Auseinandersetzung wird: Der Tod trifft jeden einmal – aber was wird mit mir!"

Darin liegt auch die unglaubliche Ausstrahlung und Wirkung der Vertonung der Totenmesse durch Mozart. Die Textabschnitte Introitus- Kyrie-Sequenz-Offertorium-Sanctus-Benedictus-Agnus Dei und Communio, führen beim Hörer nicht selten zur direkten Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben.

Insofern ist es völlig gleichgültig wie viele Noten des Werkes nicht mehr aus Mozarts eigener Hand geschrieben wurden.


© Mag. Ursula Magnes

Text

I.Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus in Sion, et tibi reddetur votum in Jerusalem. Exaudi orationem meam, ad te omnis caro veniet.
Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.
II.Kyrie eleison,
Christe eleison,
Kyrie eleison.
III.1. Dies irae, dies illa,
solvet saeclum in favilla,
teste David cum Sibylla.
Quantus tremor est futurus,
quando judex est venturus,
cuncta stricte discussurus!
2.Tuba mirum spargens sonum
per sepulchra regionum,
coget omnes ante thronum.
Mors stupebit et natura,
cum resurget creatura,
judicanti responsura.

Liber scriptus proferetur,
in quo totum continetur,
unde mundus judicetur.
Judex ergo cum sedebit,
quidquid latet apparebit,
nil inultum remanebit.
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus?
Cum vix justus sit securus?
3. Rex tremendae majestatis,
qui salvandos salvas gratis,
salve me, fons pietatis!
3. Recordare Jesu pie,
quod sum causa tuae viae;
ne me perdas illa die.
Quaerens me sedisti lassus,
redemisti crucem passus;
tantus labor non sit cassus.
Juste judex ultionis,
donum fac remissionis,
ante diem rationis.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen.
Dir gebührt Lobgesang, Gott in Zion, und Anbetung soll dir werden in Jerusalem. Erhöre mein Gebet, zu dir kommt alles Fleisch.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen.
Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!
Tag des Zornes, Tag der Klage,
der die Welt in Asche wandelt,
wie Sibyll’ und David zeuget.
Welches Zagen wird sie fassen,
wenn der Richter wird erscheinen,
Recht und Unrecht streng zu richten!
Die Posaune, wundertönend,
durch die grabgewölbten Hallen,
alle vor den Richter fordert. Tod und Leben wird erbeben,
wenn die Welt sich wird erheben,
Rechenschaft dem Herrn zu geben.

Ein geschrieben Buch erscheinet,
darin alles ist enthalten,
was die Welt einst sühnen soll.
Wird sich dann der Richter setzen,
tritt zutage, was verborgen,
nichts wird ungerächt verbleiben.
Was werd' Armer ich dann sprechen?
Welchen Mittler soll ich rufen?
Da selbst der Gerechte zittert?
Herr, des Allmacht Schrecken zeuget,
der sich fromm den Frommen neiget,
rette mich, Urquell der Gnade!
Ach gedenke, treuer Jesu,
dass du einst für mich gelitten;
lass mich jetzt nicht untergeh'n!
Müde hast du mich gesuchet,
Kreuzestod auf dich genommen;
lass die Müh' nicht fruchtlos werden.
Richter im Gericht der Gnade,
lass vor dir mich Gnade finden,
eh der letzte Tag erscheinet.
Ingemisco tamquam reus,
culpa rubet vultus meus;
supplicanti parce, Deus.

Qui Mariam absolvisti,
et latronem exaudisti,
mihi quoque spem dedisti.

Preces meae non sunt dignae;
sed tu bonus fac benigne,
ne perenni cremer igne.

Inter oves locum, praesta,
et ab hoedis me sequestra,
statuens in parte dextra.

3. Confutatis maledictis
flammis acribus addictis,
voca me cum benedictis.

Oro supplex et acclinis,
cor contritum quasi cinis;
gere curam mei finis.

3. Lacrimosa dies illa,
qua resurget ex favilla
judicandus homo reus.

Huic ergo parce Deus,
pie Jesu Domine,
dona eis requiem! Amen.

IV. 1. Domine Jesu Christe! Rex gloriae! Libera animas omnium fidelium defunctorum de poenis inferni et de profundo lacu! Libera eas de ore leonis, ne absorbeat eas Tartarus, ne cadant in obscurum; sed signifer sanctus Michael repraesentet eas in lucem sanctam; quam olim Abrahae promisisti et semini ejus.


2.Hostias et preces tibi, Domine, laudis offerimus. Tu suscipe pro animabus illis, quarum hodie memoriam facimus; fac eas, Domine, de morte transire ad vitam, quam olim Abrahae promisisti, et semini ejus.

V.Sanctus, sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth! Pleni sunt coeli et terra gloria tua!
Hosanna in excelsis;

VI.Benedictus, qui venit in nomine Domini.
Hosanna in excelsis!

VII.Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem.
Agnus dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem sempiternam.

VIII.Lux aeterna luceat eis, Domine, cum sandis tuis in aeternum, quia pius es.
Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.
Schuldig seufze ich und bange,
Schuld errötet meine Wange;
Herr, lass Flehen dich versöhnen.

Der Marien hat erlöset
und erhöret hat den Schächer,
mir auch Hoffnung hat gegeben.

All mein Flehen ist nicht würdig;
doch du Guter übe Gnade,
lass mich ewig nicht verderben.

Lass mich unter deiner Herde,
von der Strafe freigesprochen,
dann zu deiner Rechten steh'n.

Wenn Empörung, Fluch und Rache
wird gebüßt in heißen Flammen,
oh! dann rufe mich zu dir.

Flehend, demutvoll ich rufe,
und mein Herz beugt sich im Staube;
sorgend denk' ich der Erlösung.

Tränenvollster aller Tage,
wenn die Welt der Asch' entsteiget,
sündvoll sich dem Richter neiget.

Herr, dann wolle ihr verzeihen,
treuer Jesu, Weltenrichter,
sel'ge Ruhe ihr verleihen! Amen.

Herr Jesu Christ! König der Ehren! Befreie die Seelen aller treuen Abgeschiedenen von den Strafen der Hölle und von dem tiefen Abgrunde! Errette sie aus dem Rachen des Löwen, dass die Hölle sie nicht verschlinge und sie nicht fallen in die Tiefe; sondern das Panier des heiligen Michael begleite sie zum ewigen Lichte, welches du verheißen hast Abraham und seinem Geschlechte.
Opfer und Gebet bringen dir, Herr, lobsingend wir dar. Nimm es gnädig an für jene Seelen, derer wir heut’ gedenken: lass sie! o Herr, vom Tode zu dem Leben übergehen, welches du verheißen hast Abraham und seinem Geschlechte.

Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr Zebaoth! Voll sind Himmel und Erde deiner Ehre!
Hosanna in der Höhe.

Gesegnet seit der da kommt im Namen des Herrn!
Hosanna in der Höhe!

Lamm Gottes, das du trägst die Sünde der Welt, schenke ihnen Ruhe.
Lamm Gottes, das du trägst die Sünde der Welt, schenke ihnen ewige Ruhe.

Ewiges Licht leuchte ihnen, Herr, mit allen deinen Heiligen in Ewigkeit, denn du bist ewig gut. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen.