Chronik
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Werkeinführung Frühjahrskonzert 2001

Die Egmont-Ouvertüre in f-moll op. 84 schrieb Ludwig van Beethoven (1770-1827) zur Egmont-Musik für Goethes Trauerspiel, urauf-geführt am 15. Juni 1810. Längst ist die Ouver-türe losgelöst vom Bühnenwerk zum Konzertstück geworden, ein Trauerspiel dargestellt in gut 12 Minuten: Wuchtige Akkorde symbolisieren den Unterdrücker Alba - aus den klagenden Stimmen der Niederländer keimt ein Motiv der Hoffnung auf Befreiung. Im Kampf fällt Egmont, doch mit der sogenannten Sieges-Symphonie am Ende der Ouvertüre, identifiziert sich Beethoven, der enttäuschte Anhänger der Revolution, mit der „konkreten Utopie“ (Ernst Bloch). Goethe selbst urteilte über die Musik: „Beethoven ist mit bewundernswertem Genie in meine Intentionen eingegangen“.

Eine Brücke von Beethoven zu Liszt, und von Liszt ins 21. Jahrhundert schlägt der berühmte Pianist Alfred Brendel. Er schreibt in seinem Buch „Nachdenken über Musik“: „Ich weiß, ich kompromittiere mich, indem ich ein Wort für Liszt einlege. In Mitteleuropa, Holland und Skandinavien zeigt man sich verstimmt, wenn man seinen Namen auf einem Konzertprogramm liest. Alle Vorurteile gegen seine Musik: bombastische Äußerlichkeit, billige Sentimentalität, Formlosigkeit, Wirkung um der Wirkung willen, werden dann sozusagen mit geschlossenen Ohren auf die Wiedergabe der etwa ebenfalls im Programm enthaltenen Beethoven-Sonate übertragen. Denn ein Pianist, der sich für Liszt einsetzt, so schließt man, kann als Interpret der Klassiker nicht ganz ernst zu nehmen sein. Man vergisst, dass Liszt der überragende Beethoven-Interpret seines Jahrhunderts war...“

Das 2. Klavierkonzert in A-Dur von Franz Liszt (1811-1886) läßt freilich im Vergleich zu den Klavierkonzerten Beethovens deutliche Gliederungs-elemente völlig außer Acht, und steht auch was den Gehalt der Themen betrifft, seinen Symphonischen Dichtungen sehr nahe. Impulsive und dramatische Wechsel von Solo und Orchester und eine scharf punktierte Rhythmik kennzeichnen das Werk. Besonders der fünfte Abschnitt „Allegro marziale animato“ prägt den Gesamteindruck des Werkes. Franz Liszt ist es, an den beispielsweise Bela Bartok mit seinen Klavierkonzerten anknüpft, denn schon bei Liszt wird die Form des traditionell mehrsätzigen Konzertes überwunden. Eines war das Konzert schon bei seiner Uraufführung durch Hans von Bülow am 7. Jänner 1857 in Weimar - virtuos und berauschend.

Beethovens 6. Symphonie entstand zwischen den Sommermonaten des Jahres 1807 und 1808 zum Großteil in Heiligenstadt bei Wien. Zur Urauf-führung gelangte das Werk am 22. Dezember 1808 zusammen mit der „Fünften“ im Rahmen einer großen Akademie. Angekündigt wurde das Werk als „Eine Symphonie unter dem Titel: Erinnerung an das Landleben“. Die Erstausgabe trug schließlich die Überschrift „Sinfonie Pastorale...par Louis van Beethoven...Nr. 6 des Sinfonies.“ Das Programm zur Symphonie ist nach Worten Beethovens „Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“:

1. Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande
Musik zum Mitsingen, dank eines volkstümlich aussingenden Hauptthemas. Bordunartige Bässe und ein rustikaler Rundtanz betten sich ein in das „zarte Erwachen“

2. Szene am Bach
Eine Kreisfigur entwickelt sich zur großen Kantilene und mündet in eine Kadenz samt Nachtigall, Wachtel und Kuckuck

3. Lustiges Zusammensein der Landsleute
Musikanten spielen auf, man tanzt und freut sich des Lebens. Ein Scherzo, in melodischer wie rhythmischer Ausgelassenheit.

4. Gewitter, Sturm
Nach ersten Regentropfen, dargestellt durch losgelöste Figuren, beherrschen Donner und Blitzschlag das musikalische Geschehen, ehe ein Dankchoral erklingt und Flöten ins Finale führen.

5. Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm
Ein kraftvolles Hauptthema, angelehnt an Kirchenlieder, münden in ein klangvolles Fortissimo. In der Coda werden schließlich die Gefühle des Dankes noch einmal kontrapunktisch gesteigert.


© Ursula Magnes