Chronik
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Herbstkonzerte



PROGRAMM

Joseph Haydn
Harmoniemesse
Hob XXII:14, B-Dur
Kyrie - Gloria - Credo -
Sanctus - Benedictus - Agnus Dei


Anton Bruckner
Te Deum


Aufführungstermine:
Sa. 11. Oktober, 20.00 Uhr, Basilika Sonntagberg
So. 12. Oktober, 16.00 Uhr, Stiftskirche Seitenstetten


Cantores Dei Allhartsberg
Choreinstudierung: Anita Auer

Dirigent: Wolfgang Sobotka

Programmeinführung

Omnia ad maiorem Dei gloriam - Alles zur größeren Ehre Gottes

Die Harmoniemesse Hob XXII:14 in B-Dur ist [Franz] Joseph Haydns letzte Messe und zugleich auch das letzte vollendete Opus des Komponisten überhaupt. Fast 70-jährig bereitete die Arbeit dem so reifen und erfahrenen Komponisten doch einige Anstrengung, wie aus einem Brief an den Fürsten Esterhazy vom 14. Juni 1802 zu entnehmen ist: "Indessen bin ich an der neuen Meß sehr mühsam fleißig, noch mehr aber forchtsam, ob ich noch Beyfall werde erhalten können..." Diese Mühe ist dem Zuhörer jedoch in keinem Takt anzumerken, erscheint die Musik in ihrer Frische und Vitalität beinahe jugendlich kraftvoll. Den Titel "Harmoniemesse" erhielt die Komposition nicht von Haydn selbst, sondern wahrscheinlich bereits von Musikern des Orchesters der Hofkapelle zu Esterhazy. Ob die damals für ungewöhnlich reich empfundene Bläserbesetzung [Harmoniemusik] oder die kühne harmonische Anlage des Werkes dazu den Anlass gaben, ist bis heute Sache der Musikwissenschaft

Ein weiteres interessantes Zeitdokument liefert Ludwig Fürst Starhemberg, Gesandter am Londoner Hof St. James. Er war bei der Uraufführung am 8. September 1802 in der Eisenstädter Bergkirche anwesend und berichtet: "Es war der Namenstag der Fürstin, daher gingen wir um 10 Uhr in Galauniform von Eisenstadt zu ihr hin, danach in einem langen Zug von vielen Wagen zur Messe. Herrliche Messe, neue, wundervolle Musik des berühmten Haydn, von ihm selbst dirigiert. Hätte nicht schöner oder besser ausgeführt sein können - Riens de plus beau et mieux exécuté."

Die langsamen Abschnitte des Werkes liefern die Rückschau eines in die Jahre gekommenen Komponisten, der seinen Sinn für Spontaneität nicht im geringsten Maße preisgibt. So verblüfft Haydn Musiker wie Publikum schon im Kyrie mit einem harmonisch "falschen" Einsatz des Chores. Nichts für faule Ohren, auch nicht nach 201 Jahren.

Das Gloria lässt in den mächtig aufblühenden Chorfugen den Lehrmeister Georg Friedrich Händel erkennen, enthält volkstümlich liedhafte Abschnitte und weist in seiner Harmonik in Richtung Franz Schubert und noch weit darüber hinaus.

Auch das Credo wird wie das vorangegangene Gloria von Haydn in drei größere Abschnitte gegliedert. Hier erlebt der Zuhörer barocke Rhetorik vom Feinsten: Das Wort "descendit-herab-gestiegen" wird mit einer abwärts strebenden Figur verdeutlicht, das langsame "Et incarnatus-Und er ist Fleisch geworden" liegt über einer eindringlich pulsierenden Triolenbewegung der Streicher. Beim "Crucifixus" wechselt das harmonische Geschehen ab sofort von Es-Dur nach Ges-Dur, um sich in Ganztonschritten bis nach c-Moll zu bewegen.

Das Sanctus ist durch ein kurzes Zwischenspiel in zwei ebenbürtige Abschnitte gegliedert. Das "Osanna" könnte auch vom damals 32-jährigen Ludwig van Beethoven stammen, der sich gerade seinem Heiligenstädter Testament widmete.

Dem genialen Symphoniker Haydn begegnet man auf eindrucksvolle Weise zum letzten Mal im Benedictus. Er verwendet die Sonatenhauptsatzform und überlässt beispielsweise das Seitenthema dem Solistenquartett um den bestmöglichsten Kontrast zu erreichen.

Das Agnus Dei erinnert zu Beginn nicht nur stark an die englische Nationalhymne, sondern hat auch eine nicht zu überhörende politische Dimension: Die Bitte um Frieden vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege - An der Bitte an sich sollte sich soweit nichts ändern.

Te Deum

Anton Bruckners Te Deum wurde am 2. Mai 1885 unter der Leitung des Komponisten vom Akademischen Wagner-Verein im Wiener Musikverein zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Das Publikum war trotz des fehlenden Orchesters - Franz Schalk hatte schnell eine Fassung für zwei Klaviere angefertigt - restlos begeistert. Die Orchesterversion wurde schließlich ein halbes Jahr später am 10. Jänner 1886 von den Wiener Philharmonikern unter Hans Richter aus der Taufe gehoben. Zur Legende wurde ein mittlerweile oft zitierter Untertitel im Erstdruck vom Wiener Verleger Theodor Rättig: "O. A. M. D. G. - Omnia ad maiorem Dei gloriam - Alles zur größeren Ehre Gottes." Gegenüber Hermann Levi erwähnt Bruckner dann auch ähnliches in einem Brief vom 10. Mai 1885: "...das für Chor und Orchester geschriebene Te Deum, welches ich Gott widmete, zur Danksagung für so viele überstandene Leiden in Wien." Gustav Mahler, der das Werk vor allem in Deutschland sehr protegierte und es überaus schätzte, fand seine eigenen Worte, in dem er das Werk folgendermaßen umriss: "für Engelszungen, für Gottsucher, gequälte Herzen und für in Flammen geläuterte Seelen." Dem ist für jenen Zuhörer, der es hören will und kann, in seiner Wirkung mit der nötigen Distanz kaum etwas hinzuzufügen.

Mag. Ursula Magnes