Chronik
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25 Jahre ensemble mosaik waidhofen



Konzerte:

Sa. 30. August, 20 Uhr Stiftskirche Eisgarn

Sa. 6. September, 20 Uhr Pfarrkirche Losenstein

So. 7. September, 17 Uhr Kulturschmiede Gresten

Sa. 13. September, 20 Uhr Klosterkirche Waidhofen/Ybbs

So. 14. September, 16 Uhr Stift Seitenstetten, Promulgationssaal



PROGRAMM

Felix Mendelssohn-Bartholdy
Sinfonia Nr. 2 in D-Dur, für Streicher
Allegro - Andante - Allegro vivace


Anton Webern
Langsamer Satz für Streichquartett (1905)


Ulrich Küchl
"Türme", Musik für Streicher (UA)


Wolfgang Amadeus Mozart
Adagio und Fuge in c-moll, KV 546


Wolfgang Amadeus Mozart
Serenata notturna in D-Dur, KV 239
Marcia - Menuetto - Rondo


Georg Friedrich Händel
"Wassermusik", Suite II in D-Dur, HWV 349
Ouverture - Alla Hornpipe - Minuet -
- Lentement - Bourrée - Alla Hornpipe


Dirigent: Wolfgang Sobotka

Programmeinführung

Auf Wasser und Türmen

Unter den Fittichen seines Lehrers Carl Friedrich Zelter beginnt Mendelssohn 1820 im Alter von 11 Jahren zu komponieren. Hinsichtlich seiner Streichersymphonien knüpft er an die norddeutsche Tradition Carl Philipp Emanuel Bachs, der Brüder Graun und Benda an, ungeachtet des symphonischen "Übervaters" Beethoven. Die klare Aufgabenstellung für die Sinfonia Nr. 2 in D-Dur vom Sommer 1821 musste lauten: Aufbau des Sonatensatzes mit verwandten, gegensätzlichen Themen, Erweiterung in ein mehrstimmiges Fugato, sowie kurze Durchführung mit anschließender Reprise im ersten Satz Allegro. Es folgt ein empfindsames Andante mit imitatorischen Akzenten im Mittelteil und ein schnelles Allegro vivace im Dreier-Takt. Zelter dürfte nach Beendigung der Lehrzeit seines Adlatus zufrieden gewesen sein. Anlässlich dessen 15. Geburtstages 1824 verkündete er: "Von heute ab bist du kein Lehrjunge mehr, von heute an bist du Gesell im Namen Mozarts, Haydns und im Namen des alten Bachs."

Anton Weberns "Langsamer Satz" stammt aus dem Jahr 1905. Er maturierte 1902 in Klagenfurt, fuhr zur Belohnung nach Bayreuth und studierte anstatt bei Hans Pfitzner in Berlin schließlich bei Arnold Schönberg in Wien. Stark beeinflusst von der Musik Richard Wagners, riet Schönberg seinem begabten Schüler, vollkommen auf große Besetzungen zu verzichten, um sich erst an der klassischen Streichquartettbesetzung zu erproben. Weberns "Kompositionsübung" atmet den Geist ungezwungener Heiterkeit. Privat zurückzuführen auf eine Landpartie, während der sich Webern in seine Cousine und spätere Frau Wilhelmine verliebte. Der "Langsame Satz" ist durchdrungen von klarer Fröhlichkeit und, bereits kennzeichnend für den späteren Webern, "süßer Schärfe".

Ulrich Küchl: Geboren 1943 in Kaliningrad (Königsberg), seit 1950 in Niederösterreich. 1962 Matura in Waidhofen/Ybbs, 1962 bis 1967 Studium der Theologie und Philosophie in St. Pölten, kirchenmusikalische Studien bei Walter Graf an der Diözesankirchenmusikschule St. Pölten, 1967 Weihe zum Priester. Seit 1976 Propst des Kollegiatstiftes Eisgarn. Mitglied in verschiedenen Gremien der Diözese St. Pölten, seit 1999 auch Bischofsvikar für Kunst und Kultur in der Diözese St. Pölten, seit 2001 Regens des bischöflichen Priesterseminares St. Pölten. In dieser Zeit private Musikstudien bei Gottfried von Einem, darauf Zusammenarbeit mit Festivals, zahlreichen Künstlern und dem ORF. Bisher 31 opera, darunter eine Kirchenoper, Chorwerke, Kammermusik und Orchesterwerke. 1998 Kulturpreisträger des Landes Niederösterreich.

Die Auftragskomposition Türme - Musik für Streicher entstand auf Anregung Wolfgang Sobotkas aus Anlass des 25jährigen Bestehens des ensemble mosaik waidhofen. Die Propstei in Eisgarn gilt als künstlerische Wiege des Ensembles. Küchl versucht in dem Stück das Wahrzeichen Waidhofens, seine Türme, musikalisch darzustellen. Programmmusik, die die spannende und vielschichtige Geschichte der Statutarstadt widerspiegelt. Türme als mittelalterliche Stadtbefestigung, Türme als Höhen für den Blick nach draußen, über die eigenen Grenzen hinaus. Dabei verwendet Küchl Zitate der unterschiedlichen Epochen, und bleibt in seiner Musiksprache Garant für den Bezug zur Gegenwart.

Am 29. Dezember 1783 zeichnete Mozart die Reinschrift einer Fuge in c-Moll für zwei Klaviere, deren Themenkopf deutlich an die Fuge in f-Moll BWV 881 aus dem zweiten Teil des "Wohltemperierten Klaviers" von Johann Sebastian Bach erinnert. Mozart hat die Musik des Leipziger Thomaskantors über den ehemaligen Gesandten am preußischen Hof, Baron Gottfried van Swieten kennen und schätzen gelernt: "Ich gehe alle Sonntage um 12 Uhr zum Baron von Suiten - und da wird nichts anderes gespielt als Händl [sic!] und Bach. - ich mach mir eben eine Collection von den Bachschen Fugen", schreibt Mozart im Frühjahr 1782 aus Wien an seinen Vater in Salzburg. Bereits im Finale des Streichquartettes in G-Dur KV 387 lassen sich Spuren der streng kontrapunktischen Schreibweise Bachs erkennen. Für die Musikwissenschaft die "große Stilwandlung" [Hermann Albert] und als "eine Revolution und eine Krise in seinem Schaffen" [Alfred Einstein] gesehen.

Dass Mozart selbst seine Fuge in c-Moll für gut empfand, beweist die Tatsache, dass er das Werk 1788 für ein chorisch besetztes Streicherensemble bearbeitet und mit einer Adagio-Einleitung im Stil einer französischen Ouvertüre ergänzt hat.

Mozarts Serenata notturna für zwei kleine Orchester KV 239 entstand im Jänner des Jahres 1776, höchstwahrscheinlich im Auftrag eines adeligen Gönners, der sein Fest akustisch "aufpeppen" wollte. Schon allein die Besetzung zeigt, dass Mozart auf das barocke "Concerto grosso - Prinzip" zurückgreift, und mittels zweier getrennter Klangkörper (Streichorchester und Streicher-Soloquartett mit Kontrabass statt Cello) eine stereophone Wirkung erzielen möchte. Zusätzliche Pauken erhöhen die Durchschlagskraft der Musik.

Die drei Sätze Marcia: Maestoso - Menuetto: Trio - Rondeau: Allegretto spiegeln Mozarts Hang zur Ironie und zeigen seine Lust mit Klangfarben zu spielen. Besonders das Trio erinnert an die uneingeschränkte Liebe des Komponisten zum Klang der Holzbläser; obwohl nicht vorhanden, vermeint man sie zu hören. Klassische Gebrauchsmusik auf höchstem Niveau.

Georg Friedrich Händels Wassermusik setzt sich aus drei Orchestersuiten zusammen, die 1715, 1717 und 1735 entstanden sind; komponiert für die königlichen Wasserfahrten auf der Londoner Themse. In den insgesamt 22 Instrumentalsätzen erweist sich Händel als Meister des "vermischten Geschmackes", und damit der meisterhaften Verknüpfung italienischer und französischer Stilmerkmale. Auch Johann Adam Hiller, u. a. Leipziger Thomaskantor, bemerkte 1784 über seinen "emigrierten" Kollegen: "Kein Komponist ist der einmal angenommenen Manier so treu geblieben und hat seinen Ton so wenig verändert als Händel. Er legte den Grund in der Musik, in der Schule eines Mannes, der ein großer Harmoniegelehrter, ein starker Orgel- und Fugenspieler war; in einer Zeit, wo aus der Harmonie so viel Wesens gemacht wurde, dass die Komponisten der Melodie fast gänzlich darüber vergaßen."

Mag. Ursula Magnes


ensemble mosaik waidhofen

1977 als "Barockensemble des Kammerorchesters Waidhofen an der Ybbs" gegründet, spielt dieses Streichorchester Anfang September eine Konzerttournee in Nieder- und Oberösterreich mit Werken vom Barock bis zur Gegenwart. ensemble mosaik waidhofen steht für die Vielfalt der Musik seit dem Barock und für die Vielfalt der Musiker, die in einer Probenwoche in der Propstei Eisgarn, NÖ zur musikalischen Einheit zusammenwachsen. Das aus professionellen Musikern, Musikstudenten und ambitionierten Laien bestehende Ensemble steht unter der Leitung von Wolfgang Sobotka und musiziert mit dem Anspruch, Musik aus verschiedensten musikalischen Epochen zu einem Konzerterlebnis zu verbinden.