Chronik
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Neujahrskonzerte 2004






Programm-Notizen

Ab dem Jahr 1884 komponierte Johann Strauß an der Operette „Der Zigeunerbaron“ - musikalisch eine Verschränkung wienerischer mit ungarischer Idiome. Schon die Ouvertüre ist ein Prüfstein jeglichen Musikantentums. Am Beginn des dritten Aktes sah Strauß einen festlichen Auftritt der Akteure vor, wobei die Musik die Größe der Szene unterstreicht. Mittels Einzugsmarsch erklärt sich die Handlung: Der spanische Krieg ist beendet, die Truppen werden vor dem Kärntnertortheater in Wien begeistert empfangen.

In der Moulinet-Polka op. 57, einer Polka francaise, zeichnet Josef Strauß gekonnt und mit feiner Feder den Gang einer Mühle nach.

Die Furioso-Polka op. 260 trägt die Ergänzung „quasi Galopp“: Künstlerischer übermut als hörbares Ergebnis unbeschwerter Engagements während des Sommers in Russland, wo Johann Strauß in Pawlowsk erfolgreich musizierte.

In den Ballberichten zu einem Maskenball mit Schlittschuhtanz auf einer Eisfläche im Dianasaal wurde der Strauß-Ball als Höhepunkt des Faschings 1862 bezeichnet. Nach dem Tagebuch von Josef Strauß und Aufzeichnungen des Hornisten wurde an diesem Abend die Winterlust Polka op. 121 zum ersten Mal aufgeführt.

Mit der Operette „Die lustige Witwe“ glückte dem 35-jährigen Franz Lehár 1905, im selben Jahr wie Richard Strauss „Salome“, der Wurf seines Lebens. Das Auftrittslied des Grafen Danilo im 1. Akt Da geh ich ins Maxim spiegelt dessen patriotische Moral, die vor den Vergnügungen im „Maxim“ eindeutig den Kürzeren zieht. Der 2. Akt eröffnet mit dem berühmten Viljalied der Hanna Glawari. Sie erzählt darin vom Liebeszauber eines Waldmädchens namens „Vilja“. Mit dem Duett Lippen schweigen „flüstern Geigen“ die längst fälligen Liebesbekenntnisse zwischen Hanna und Danilo. Lehár zieht hier den Trumpf einer unendlich scheinenden Melodie.

Der Walzer Gold und Silber op. 79 entstand 1902 für eine Faschings-Redoute der Fürstin Pauline Metternich. „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán wurde 1915 in Wien uraufgeführt. „Tausend kleine Engel singen: Hab mich lieb“ ist ein Duett zwischen der Sängerin Sylva Varescu und Edwin Ronald, Sohn des Fürsten von und zu Lippert-Weylersheim. Pikanterweise wurde zwei Jahre später am New Yorker Broadway auf Grund politischer Sorgen aus der „Csárdásfürstin“ ein „Riviera Girl“, nun in Monte Carlo beheimatet.

Der Traum vom „endlosen Tanz“ beflügelte Johann Strauß den musikalischen Scherz Perpetuum mobile zu schreiben. Allerdings haben die Wiener Zeitgenossen den tieferen Sinn am 4. April 1861 im Etablissement „Schwender“ nicht so recht verstanden. Erst Richard Strauss setzte das Werk 1894 in Berlin für ein philharmonisches Konzert wieder auf das Programm.

Die Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár kam 1923 in Wien unter dem Titel „Die gelbe Jacke“ erstmals zur Aufführung. Das Duett Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt? zwischen Prinz Sou-Chong und Lisa, Tochter des Grafen Ferdinand Lichtenfels, entfaltet sich im 2. Akt über eine von Lehár fernöstlich angehauchte Stimmungslandschaft.

Eines der Meisterwerke des lyrischen Klangmalers Josef Strauß ist sein Walzer Sphärenklänge op. 235. Wahrscheinlich kann man am Parkett eines Ballsaales kaum schöner in ein imaginäres Weltall abtanzen.

Die Polka schnell, Éljen à Magyar! op. 332, heißt soviel wie „Hoch lebe der Ungar!“ und ist eine Festgabe für ein

Konzert im März 1869 im großen Redoutensaal zu Pest. Zu Ehren der ungarischen Nation zitiert Strauß auch den „Rákóczy-Marsch“.

Das Schwipslied ist eine Textierung der Annen-Polka op. 117, entstanden für die legendäre Sängerin Esther Rethy, und fand dadurch Einzug in viele Aufführungen der Operette „Eine Nacht in Venedig“.

Schenkt man sich Rosen in Tirol, heißt es im „Rosenfinale“ des 1. Aktes aus Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“. Zeller wurde 1842 in St. Peter in der Au [!] geboren, war Sängerknabe in der kaiserlichen Hofkapelle und komponierte, neben seiner Tätigkeit als Staatsbeamter, aus Liebhaberei.

© Ursula Magnes