Chronik
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Werkeinführung Frühjahrskonzert 2011

Ulrich Küchl: „Symphonische Serenade“

Das Stück ist ein Auftragswerk des „Waidhofner Kammerorchesters“, mit dem der Komponist seit Jahrzehnten in herzlicher und dankbarer Freundschaft verbunden ist. Die mehrfache Anspielung auf „Die Krähe“ aus Schuberts „Winterreise“ hat als biographischen Hintergrund gemeinsame musikalische Erlebnisse.

Der Titel „Symphonische Serenade“ will das Stück nicht zur Symphonie im klassischen Sinn erklären. Lediglich die Behandlung des Orchesters soll Assoziationen an einen symphonischen Klang wecken. Mit „Serenade“ ist eine abendliche Musik gemeint. Darauf weisen die oftmaligen Zitate des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ hin. Mit Abend ist aber nicht nur eine Tageszeit gemeint.

Die Serenade ist als fünfsätzig, die Mitte und den Schwerpunkt bildet der 3. Satz, der von zwei Scherzi umrahmt wird. Davor steht als Einleitung ein Präludium und danach als Ausklang ein Postludium.
Das „Preludio“ behandelt in fugenähnlicher Polyphonie und Variationenform die abendliche Grundstimmung des Werkes, daher auch das Liedzitat „Der Mond ist aufgegangen“.
Der 2. Satz, das Scherzo Nr. 1, hat verhalten-heiteren Charakter. Ein einziges 4-taktiges Thema ist Gegenstand dieser (noch) friedlich gelösten Abendmusik.
Das „Ostinato lamentoso“ ist der dunkle Teil des Abends. Ein ernstes 5-taktiges Thema durchzieht den ganzen Satz, 24 Mal (!) wird es beharrlich wiederholt, daher die Bezeichnung „ostinato“ = hartnäckig.
Das Ostinato stellt die quälende und beharrliche Erschütterung über den Tod eines geliebten Menschen dar. Die gegen Schluss des Satzes stockenden Tempi und die Tonstöße des Hornes symbolisieren den Todeskampf und das Verlöschen des Körpers.
Der 4. Satz, das Scherzo Nr. 2, verdient seinen Namen nur der äußeren Form wegen, inhaltlich ist es eher ein trotziges, drohendes Aufbäumen. Es wird unterbrochen von einer kurzen Episode, in der das Zitat aus Schuberts „Winterreise“ auftaucht.
Der 5. Satz, das „Postludio“, hat noch am ehesten Anklänge an die Sonatenform. Er beginnt mit der Vorstellung eines 8-taktigen Themas mit Variationen, führt dann zu einer ersten „Durchführung“ und nach einem Rückblick auf Scherzo 2 zu einer zweiten Durchführung, in der die Themen des Preludio und des Postludio gemeinsam verarbeitet werden. Den Schluss bildet eine rauschende Coda.


Roland Batik: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2

Komponiert von Oktober bis Dezember 2003; das Werk ist 3-teilig angelegt. Wie schon im 1. Klavierkonzert ist diese neue Komposition von klassisch-romantischen sowie auch von Einflüssen der Jazz- und Popularmusik geprägt. Ein sanft anmutendes Klavier-Motiv zu Beginn lässt bereits die Stilistik des rhapsodisch aufgebauten 1. Teils erkennen. Das folgende Ostinato wird durch eine ständig erweiterte Instrumentierung zu einem ersten Höhepunkt geführt und mündet in das Hauptmotiv des 1. Satzes. Über die nun anschließende Bratschen-Cello Bewegung erhebt sich das 2. Hauptmotiv, das entschlossenen Charakter trägt. Nach kurzem Dialog mit dem Solo-Piano folgt ein abrupter Stimmungswechsel. Im folgenden Teil hat das Klavier die Aufgabe übernommen, über einen locker-pulsierenden 6/8 Takt quasi zu improvisieren und danach zu einer vom Orchester übernommenen Erinnerung an das 1. Hauptmotiv zurückzuführen. Ein zweites Piano-Zwischenspiel im abermals improvisierten Charakter führt zum Finale des 1. Teils.

Ein „Slow-Blues“ ist der ruhig-besinnliche Mittelteil, in dem Posaune und Trompete als weitere solistische Klangfarbe hinzukommen. Nach einer Klavierkadenz mit sehr spontanem und kontrastreichem Charakter (dem Interpreten soll größtmöglicher Freiraum überlassen sein) bildet ein rhythmisch-akzentuierter Boogie im 5/4 Takt die Grundlage des 3. Teils. Das Marimba, das Klavier und auch die Pizzicato-Kontrabässe bestimmen den sehr rhythmisch angelegten Part; Holzbläser, Xylophon und auch die Streicher steigern den „Drive“ mit kurzen, prägnanten Einwürfen. Ein kurzes Intermezzo im 6/4 Takt führt in der Folge zu einem romantisch-inspirierten Schlussmotiv.

"Das Werk soll bewusst Reminiszenzen an die Vielfältigkeit der Stile anklingen lassen, mit denen ich mich Zeit meiner musikalischen Tätigkeit auseinandergesetzt habe. Es war und ist mir immer ein tiefes besonderes Anliegen, Verständlichkeit, Innovation und eigene Persönlichkeit zu einer möglichst ausgeglichenen Balance zu führen."


Reinhard Theiser : „Symphonic songs“

„Symphonic Songs“ ist der Titel des zweiten Konzertteils mit teilweise Eigenkompositionen von Reinhard Theiser oder von ihm ausgewählte und speziell für das Waidhofner Kammerorchester neu arrangierte Classic Popsongs. Er wird sowohl gesanglich als auch instrumentalistisch am Klavier bei den Liedern mitwirken.

Exemplarisch hervorzuheben für die Eigenkompositionen von Reinhard Theiser sei der Song „Herbst '89“, der im Angesicht des Falls der Berliner Mauer entstanden ist.
„MacArthur's Park“ ist ein Classic Popsong von Jim Webb (geb. 1946), der den ersten weltweiten „Smash-hit“ in dieser großen Besetzung und Länge als Popsong darstellt. Webb, der schon als junger Teenager auf Vaters Kirchenorgel improvisieren konnte, kam mit 19 Jahren nach Los Angeles und wurde dort aufgrund seiner vielseitigen Begabung bald zum Shooting Star der Musikszene. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute ungebrochen ist - so verschiedene Künstler wie Frank Sinatra, Art Garfunkel, Kris Kristofferson, Johnny Cash oder die Gruppe REM haben seine Lieder gesungen. Er ist der einzige Künstler, der je in allen drei Kategorien Musikkomposition, Textdichtung und Arrangement mit einem Grammy ausgezeichnet worden ist. Vier Lieder, alle aus den Jahren 1967-68, symbolisieren den Aufstieg des damals gerade 21-jährigen: „By The Time I Get To Phoenix“, „Didn't We“, „Up Up And Away“ und „MacArthur Park“. Webbs anspruchsvolle Texte und Melodien waren auch der richtige Stoff für jemanden wie Frank Sinatra, der unter anderen 1979 den Song „MacArthur Park“ aufgenommen hat. Die Geschichte von „MacArthur Park“ beginnt 1967. Jimmy Webb hatte gerade mit der Chartstürmergruppe „The Fifth Dimension“ (die 1968 auch in Sinatras TV-Special zu Gast war) die LP „Magic Garden“ erarbeitet, und während dieser Sessions war ihm die Idee für eine längere kleine Suite gekommen, für die er Noten & Text alsbald niederschrieb. Webb nannte die Komposition, die über 20 Minuten dauerte, „MacArthur Park“, nach einem Park in Los Angeles, und spielte sie gleich dem Produzenten Bones Howe vor, der sich auch begeistert zeigte. Auch daran, wer die Kantate einspielen sollte, hatte Webb bereits gedacht, nämlich an die 1965 gegründete Gruppe The Association, die aus einer der ersten US-Folk-Formationen hervorgegangen war und zu den innovativsten Musikgruppen dieser Zeit gehörten (sie verkauften bis zu ihrer Auflösung 1972 über 30 Millionen Schallplatten). Für ihr neues Album sollte „MacArthur Park“ die komplette erste Seite der LP werden. Alle waren begeistert - nur die Plattenbosse waren es nicht: Sie strichen den Plan. Webb nahm kurzerhand daraufhin einfach die letzten siebeneinhalb Minuten des Werkes und ließ dieses Stück im Studio von Schauspieler Richard Harris (1930-2002) einspielen, als Teil eines ganzen Albums mit dem Titel „A Tramp Shining“. Mehrere Labels klapperte Webb zunächst erfolglos ab - niemand wollte eine Siebeneinhalb-Minuten-Single und das Album dazu mit Richard Harris' Gesang produzieren. Erst Lou Adler von Dunhill Records hatte den richtigen Riecher - im Frühjahr 1968 brachte er „A Tramp Shining“ heraus, und die LP wurde ein Riesenerfolg, hielt sich drei Monate lang als Nummer 2 der Billboard-Charts, und Harris' „MacArthur Park“ wurde zu einem der meistgespielten Lieder des Jahres im Radio, trotz seiner großen Überlänge.
Der Erfolg von „Mac Arthur Park“ rief alsbald zahlreiche Cover-Versionen auf den Plan, darunter zum Beispiel 1978 die Version der Disco-Queen Donna Summer, die „MacArthur Park“ endgültig zum Superhit machte in einem „Non-Stop-Disco-Mix“, der mit einer fast neunminütigen Version dieses Liedes begann, dann zwei andere Donna-Songs integrierte und am Ende nochmals „MacArthur Park“ aufgriff. Das entpuppte sich wiederum als so erfolgreich, dass eine auf „normale“ Länge (knapp 4 Minuten) zusammengekürzte Fassung ihres MacArthur Park auch als Single herauskam - im September 1978 kam sie in die Charts, und neun Wochen später war es die Nummer 1. Es war Summers erste Nummer 1 und erst jetzt war die Originalfassung von Harris in den Billboard-Charts übertroffen.
Im August 1979 spielte schließlich Frank Sinatra „MacArthur Park“ im Studio ein, mit einem 53köpfigen Orchester, arrangiert von Don Costa, welches in einer dreiteiligen LP Ende März 1980 herauskam.

Das Lied „Somebody loves me“ stammt aus der Show „George White's Scandals“ aus dem Jahre 1924. Die Musik schrieb George Gershwin, der Text stammt von Ballard MacDonald und Buddy DeSylva. George Gershwin wurde 1898 als Jacob Gershovitz (benannt nach seinem Großvater) in Brooklyn, New York City als Kind russisch-jüdischer Immigranten geboren, die etwa um 1891 in die USA eingewandert waren. Ab 1914 arbeitete George Gershwin als „Hauspianist“ im New Yorker Musikverlag Jerome H. Remick. 1916 begann er als Pianist, Notenrollen für Elektrische Klaviere zu bespielen. Sein Ragtime „Rialto Ripples“, 1916 komponiert, wurde ein finanzieller Erfolg. Gershwin studierte in diesen Jahren bei dem Komponisten Rubin Goldmark sowie bei dem Avantgardisten Henry Cowell weiterhin Klavier und Harmonielehre. 1918 gelang ihm mit dem Lied „Swanee“ der erste USA-weite Hit, der zunächst auf dem Broadway zu seiner Anerkennung als Komponist führte. Auf seiner Europareise 1928 lernte er Igor Strawinsky kennen. Während George Gershwin in Hollywood an der Partitur von „The Goldwyn Follies“ arbeitete, brach er am Flügel zusammen und starb am 11. Juli 1937 an einem Gehirntumor. Er wurde auf dem „Westchester Hills Cemetery“ in Hastings-on-Hudson (New York) beigesetzt. Gershwin komponierte sowohl Stücke für den Broadway als auch klassische Konzerte. Ab 1931 war er auch für den Tonfilm als Komponist tätig. Zu den meisten Kompositionen von George Gershwin schrieb sein Bruder Ira die Texte. George und Ira Gershwin gehörten zu den erfolgreichsten Teams am Broadway. Ihre Werke wurden von Stars wie Fred Astaire und seiner Schwester Adele, Gertrude Lawrence, Red Nichols, Ethel Merman und Ginger Rogers aufgeführt.