Chronik
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Ensemble Mosaik 2002

Bartok - Bach - Mendelssohn - Pärt - Suk






Programmeinführung

Bela Bartok (1881 - 1945), mittlerweile ein Klassiker der Moderne, fand über die Beschäftigung mit dem Werk von Franz Liszt zur intensiven Auseinandersetzung mit ungarischer Volksmusik. "Das Studium all dieser Bauernmusik war deshalb von entscheidender Bedeutung für mich, weil sie mich auf die Möglichkeit einer vollständigen Emanzipation von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur-Moll-Systems brachte." So beschreibt er die Tätigkeit als Musikethnologe als entscheidende und ganz wesentliche Inspirationsquelle seiner Tonsprache.
Die Tänze aus Siebenbürgen waren 1915 ursprünglich als dreisätzige Sonatine für Klavier komponiert worden. Erst 1931 folgte die Fassung für Orchester. Der crescendierenden Instrumentierung des ersten Satzes "Dudelsackpfeifer" folgt im "Bärentanz" die farbige Verwendung unterschiedlicher Register. Der dritte Satz glänzt durch den äußerst verspielten Umgang mit Motiven.

Die Instrumentalstimmen zu Johann Sebastian Bachs (1685 - 1745) Violinkonzert in a-moll, BWV 1041 datieren von 1730. Ein Jahr zuvor wurde Bach Leiter des Leipziger Collegium Musicum, mit dem er das Werk unter anderem im Zimmermannschen Kaffeehaus musizierte.
Die Ritornellstruktur der beiden Ecksätze lehnt sich eng an Vivaldis "Konzertmodell" an. In den Solopassagen, dem lyrischen Mittelsatz und besonders im meisterlichen Kontrapunkt des Finalsatzes in Form einer Gigue übertrifft Bach mühelos die Konzerte seiner komponierenden Kollegen Telemann, Händel oder Fasch. Das bestätigt auch der renommierte Musikkritiker und Zeitgenosse Bachs Johann Friedrich Reichardt: "Es hat nie ein Komponist, selbst der besten, tiefsten Italiener keiner, alle Möglichkeiten unserer Harmonie so erschöpft wie Johann Sebastian Bach."

Das Violinkonzert in d-moll vom Wunderkind Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847) aus dem Jahr 1822 ist seinem Freund, dem Geigenvirtuosen und Dirigenten Eduard Rietz gewidmet. Rietz studierte bei Pierre Rhode, einem berühmten Vertreter der französischen Violinschule, und prägte somit in stilistischen Fragen auf ganz entscheidende Weise seinen Schüler Mendelssohn.
Der erste Satz des Konzertes eröffnet mit einem Orchestertutti, das bereits in den einleitenden Takten das Material des Satzes vorstellt: ein zweistimmiges, sehr energisches Motiv und dazu ein lyrischer Gegenpol. Durch Variation und Verknüpfung der thematischen Elemente ergibt sich die Form des Satzes. Nach einem sehr ausdrucksstarken Andante (Mendelssohn war 13 Jahre) folgt im dritten Satz ein spritziges Allegro mit überraschenden und gleichsam übermütigen Wendungen. Mendelssohn verwendet hier wiederholt Motive, die auf das Eingangsthema zurückführen.

Trisagion für Streichorchester (1992, revidiert Dezember 1994) von Arvo Pärt (geb. 1935) steht weitgehend in e-Moll und arbeitet mit den Elementen Dreiklang, Schritt und Bordun. Pärt beschreibt seine "neue-alte" Kompositionstechnik: "Ich habe entdeckt, daß es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen beruhigen mich. Ich baue aus primitivem Stoff, aus einem Dreiklang, einer bestimmten Tonqualität. Die drei Klänge eines Dreiklangs wirken glockenähnlich. So habe ich es Tintinnabuli [lat. Glöckchen] genannt."
Die "Trisagion" sind eine Gebetsgruppe, die üblicherweise Einführungsfunktion bei verschiedenen kirchlichen Handlungen haben. Dem Stück liegt somit ein kirchenslawisches Gebet zugrunde, dessen Ende das "Vater unser" einschließt. "Alle Parameter (Silbenzahl, Wortbetonung, Interpunktion etc.) des beiliegenden Textes haben in der Komposition eine entscheidende Rolle gespielt", vermerkt Arvo Pärt in seiner Partitur. Dies führt zu einem ständigen Wechsel des Metrums in den aufeinanderfolgenden Takten. Zum Sprachcharakter tragen die vielen Zäsuren bei, die sich als Pausen äußern und nicht selten den Wechsel der Register trennen. Zur Verdichtung der musikalischen Verdeutlichung des Textes verwendet Pärt starke Kontraste in der Lautstärke, sowie im Verhältnis von Polyphonie und Einstimmigkeit.


© Mag. Ursula Magnes